Archiv der Kategorie: Baltic `14

Firr-Platsch

Das lautmalerische Wörtchen “Firr-Platsch” bezeichnet im bordeigenen Jargon der ‘EigenArt’ etwas, das einen unerwartet aus dem derzeitigen Kontext herausreißt. Ursprünglich abgeleitet von einem ins Wasser springenden Gegenstand und dem von diesem Vorgang erzeugten Geräusch, hat es sich verselbständigt und ist jetzt auch im engeren Freundeskreis gebräuchlich. So viel zur Etymologie. Und was hat das jetzt mit Glasaugen zu tun? Weiterlesen

Schleuserbande

Die vorerst letzten Seemeilen in der Ostsee legen wir am Montag vor dem Wind zurück und mit ordentlich Druck. Es geht durch die Fjordlandschaft in Richtung Mem, wo der Götakanal beginnt. Vorbei an steilen Felswänden und baumbestandenen Höhenzügen. Kommt man von Westen frisch, neu und unverdorben aus dem Kanal, ist die Landschaft wahrscheinlich ein echter Hingucker. Für uns reicht sie dennoch an die Schären der letzten Wochen nicht heran. Auf halber Strecke kommt uns ein Segler tatsächlich tiefgerefft auf einer sehr sportlichen Kreuz entgegen – selten geworden solche Anblicke. Wir sind angesichts Helenes Schlaf sehr froh, nur das Groß gesetzt zu haben. Egal welche Fock, sie würde öfters ordentlich schlagen, da die Windrichtung von den Felswänden ständig verändert wird. In Lee der Insel Killingholmen schiessen wir dann auf und bergen das Groß – wahrscheinlich für mehrere Tage das letzte Mal. Dann tuckern wir ganz sachte in Richtung Kanaleinfahrt.

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Ankertage

Die Nacht vor Anker in Båtsviken war sehr ruhig, wobei der genossene Whiskey bestimmt geholfen hat. Gegen Morgen jedoch hat der Wind auf Süd gedreht und weht genau hinein. U.a. deshalb hat sich die Bucht als wir aufstehen bereits deutlich geleert und die Letzten machen während unseres Frühstücks los. Wir lassen uns viel Zeit, gehen Baden und holen auch irgendwann gegen Mittag den Anker auf. Nur unter Groß steuert uns Lini durch die engen Schärenfahrwasser. Fotografiert hier einen idyllischen kleinen Fischerhafen, dort ein paar Felsen. Grüßt vorbeifahrende Segler, kommentiert entgegenkommende Boote und ihre Eigner. Hakt die Tonnen mit dem roten Geizer ab, den Helene natürlich bei jeder Gelegenheit klaut. Pures Segelleben eben. Bewegung auch um des Gefühls willen. Schliesslich steuern wir die nächste Ankerbucht an, tief eingeschnitten liegt Bokö Hamnvik zwischen den Eilanden.

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Untiefen und Tiefen

Von der Insel Idö sehen wir so gut wie überhaupt nichts. Zum Duschen reicht es geradeso, aber dann will unser GFK-Schwimmsteg aus Giebelstädter Produktion los. Da wir nicht noch verholen wollen, machen wir auch gleich los. Zur Verproviantierung haben wir uns Västervik ausgeguckt, es geht leider weitgehend gegenan. Kreuzend Segeln müssten wir aussen rum und das würde wirklich ewig dauern. Also motoren wir am Turm auf Spårö vorbei und auf die spaltähnliche Durchfahrt zwischen Spårö und Grönö zu. Eine merkwürdige Sache: Man hält auf eine Küstenformation zu, in der man zunächst überhaupt keine Unterbrechung sieht. Erst im richtigen Winkel geben die Felsen und Nadelbäume den Blick auf eine Durchfahrt frei.

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Isch hab ne Idö

Wie den Tag zuvor kommen Ibi, Jörn und Siria längsseits. Allerdings zeigt sich das Wetter bisher nicht von seiner segelbaren Seite: Kein Wind und dazu ordentlich Regen. Was soll`s, uns treibt ja hier nichts weg! Dann bleiben wir halt unter Deck und lassen endlich mal die Seele baumeln. Welch ein Luxus. Irgendwann hört der Regen auf und es kommt auch noch Wind aus der richtigen Richtung. Das ist für beide Boote das Signal zum Aufbruch in Richtung Norden.

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Calmar sunt servanda!

Nachdem wir uns in Figeholm mit frischer Wäsche und Proviant versorgt haben, kann für uns das Sommer-Schären-Segeln endlich so richtig losgehen. Wir wollen auch endlich raus aus dem Kalmarsund! Helene hat in Ermangelung einer Rutsche schon einmal symbolisch den alten Stockanker auf dem Hafengelände mit ihrem Hintern auf Hochglanz poliert. Symbolisch, weil wir in der nächsten Zeit möglichst oft ankern und die Gästehäfen meiden wollen. Weiterlesen

Schäre, Stein, paar Bier

Schon kurz nach dem Aufwachen brennt in Sandvik die Sonne vom Himmel. Es ist einfach nur heiß. Und im Hafen ist weit und breit kein Schatten zu sehen. Obwohl wir schon vor Tagen festgestellt haben, dass die Flucht auf die See das einzig Sinnvolle bei diesem Wetter ist, halten uns noch diverse Erledigungen fest: Die Vorräte müssen ergänzt werden. Und Helenes Hosen sind allesamt dreckig – kein Wunder, hat sie doch so ziemlich jeden Hafen damit krabbelnd erlebt. Während mich die Hitze vor allem durch den Gegensatz zur Supermarkt-Klimaanlagen-Kälte erwischt, trifft Lini fast der Schlag während sie sich auf dem Steg in der prallen Sonne der Handwäsche widmet. Kein besonders guter Start in den Tag. Der auch noch ein Geburtstag ist. Weiterlesen

Sandvik zum Abendrot

Nach einem wirklich perfekten Sommersegeltag sind wir heute nachmittag in den kleinen Hafen von Sandvik eingelaufen. Zunächst wollten wir die Arbeitsfock nur trocken segeln, aber als die Entscheidung zum Wechsel anstand, haben wir die einfachere Variante gewählt: Nichtstun! Unter anderem, weil es eigentlich jeden Tag deutlich aufbriste. So auch heute und unsere Segelwahl stellte sich als absolut passend heraus. Lini ist vom Ab- bis zum Anlegen an der Pinne gewesen, hat alle nautischen Entscheidungen getroffen, einen anspruchsvollen Kreuzkurs absolviert und ein perfektes Anlegemanöver bei Seitenwind in eine enge Lücke mit Hecktonne hingezaubert. Das hat ihr ein Dauerlächeln ins Gesicht gezaubert. Für mich war es auch toll, mal wieder unter Deck zu sein und viel Zeit mit Helene zu verbringen. Eine ganze Weile war sie aber auch mit im Cockpit, da es nicht so doll spritznass war heute. Wenn die Bugwelle zischt und gurgelt, ist sie total fasziniert. Pünktlich zum Anlegen ist sie dann eingeschlafen – gutes Timing! Jetzt genießen wir den lauen Sommerabend. (Es gab aber kein Sandwich zum Abendbrot!)

Bållermänn

Tja, für heute Abend sind wir wohl in der schwedischen Variante der seichten Sommerunterhaltung gelandet. Borgholm auf der Insel Öland hält für uns nicht viel Angenehmes bereit: Der Kinderspielplatz ist eingezäunt, schon am Nachmittag hallt schlechter Karaoke-Gesang über die völlig überteuerte Betonmarina, von der Schlossruine sieht man nicht viel und jetzt konkurrieren zwei verschiedene Livebands aus unterschiedlichen Richtungen – dummerweise ist die viel bessere Band auch sehr viel leiser. Morgen also schnell wieder weiter.

Hergekommen sind wir wieder gegen 5 eher 6 Bft. und ca. 1 Knoten Strom – der Sund scheint uns eingesaugt zu haben und will uns jetzt nicht wieder loslassen. Bei 20° Lage ist das Leben unter Deck doch sehr eingeschränkt – mehr als 2-3 Stunden wären einfach nicht nett für Helene. Also kommen wir derzeit im Schneckentempo nach Norden – und sind glücklich dabei. Denn das Skandinavienhoch serviert uns seit wir Schweden besegeln einfach nur Sommer pur. Und solange es westlich von uns alle heranziehenden Tiefs zuverlässig nach Süden wegdrückt, darf es uns auch ins Gesicht wehen. Für morgen ist eine leichte Drehung nach Osten angesagt und angeblich soll es auch Weniger sein. Mal sehen – wir werden jedenfalls noch ein bisschen weiter nach Norden segeln.

Skandinavischer Sommer

Lini und ich haben uns schon öfter darüber unterhalten: Skandinavien im Sommer bedeutet für uns beide besonders, dass überall Kinder lachen, quietschen, schreien und auch mal heulen. Und genau das haben wir in Stora Rör in Reinkultur erlebt. Denn wir sind auf ‘alte Bekannte’ gestossen: Schon in Kristianopel fiel uns eine deutsche X-Yacht auf, die mit ihrem sportlichen Rumpf zwei 4-köpfigen Familien als Gefährte und Behausung dient. In Kalmar lagen sie dann uns schräg gegenüber am gleichen Steg. Eines Abends lutschte die Rasselbande glücklich an ihren Cola-Lutschern und ich kam mit Helenes Spielzeug den Steg entlang. Und fand mich 20 Minuten später behängt mit 4 “Cola Cola” rufenden Kindern als Klettergerüst wieder. Mit diesem Schlachtruf begrüßen wir uns nun gegenseitig, als wir gerade in Stora Rör festgemacht haben.

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