Isch hab ne Idö

Wie den Tag zuvor kommen Ibi, Jörn und Siria längsseits. Allerdings zeigt sich das Wetter bisher nicht von seiner segelbaren Seite: Kein Wind und dazu ordentlich Regen. Was soll`s, uns treibt ja hier nichts weg! Dann bleiben wir halt unter Deck und lassen endlich mal die Seele baumeln. Welch ein Luxus. Irgendwann hört der Regen auf und es kommt auch noch Wind aus der richtigen Richtung. Das ist für beide Boote das Signal zum Aufbruch in Richtung Norden.

Unterwegs bietet sich die Gelegenheit zum gegenseitigen Fototermin während des Überholens. Dann müssen wir durch eine Enge, die wir mit der großen Genua gerade noch anliegen können. Die ‚Seeziege’ hingegen scheint hinter uns nach einer Ankermöglichkeit für einen Landgang mit Siria Ausschau zu halten. So trennen sich nun unsere Wege und wir sind wieder allein unterwegs. Es bleibt die Dankbarkeit, tolle Menschen getroffen zu haben, mit denen man ganz spontan auf einer Wellenlänge liegt.

Passend zur etwas melancholischen Stimmung schläft der Wind immer mehr ein, während ein Gewitter näher kommt und uns schliesslich mit seinem Regen eindeckt. Zur Abwehr zückt Lini unseren knallbunten Regenbogenschirm. Ein abstruses Bild an Deck eines Segelbootes, das ich einfach vom Banana-Boot aus festhalten muss. Schliesslich machen wir in strömendem Regen im ehemaligen Lotsenhafen auf der Insel Idö fest – längsseits an einer Bavaria 39 aussen an der Pier mit mächtig Schwell. Unsere Nachbarn scheinen sich Wetter und Liegeplatz auch erst schön getrunken zu haben! Wir verschwinden recht schnell unter Deck, zusätzlich geschützt vom Cockpitzelt.

Zeit zum Pläneschmieden: Die Vorräte gehen zur Neige, vor allem Trinkwasser. Und Helene braucht mal wieder einen Spielplatz mit Kindern. Also ist ein richtiger Hafen anzusteuern – wir müssen ja nicht gleich über Nacht bleiben. Gut, soweit die kurzfristigen Aussichten. Aber was machen wir denn nun langfristig? Umdrehen und durch den Kalmarsund zurück? Nur mit anderen Häfen? So richtig prickelnd klingt das ja nicht! Aus Scherz werfe ich ein: „Wir können ja auch durch den Götakanal und dann durchs Kattegat zurück!“ Warum ich das zunächst nicht ernst meine? Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil der Respekt vor dem Ende des Sommers dem Kleinstkindsegler eigentlich Kurs Süd vorgibt. Doch je mehr wir darüber nachdenken und sprechen, desto besser klingt die Idee Götakanal eigentlich. Der Törn wird dadurch im wahrsten Sinne des Wortes rund. Aber u.U. auch ein wenig anspruchsvoller zum Ende hin. Na ja, wir schlafen da erstmal drüber.