Firr-Platsch

Das lautmalerische Wörtchen “Firr-Platsch” bezeichnet im bordeigenen Jargon der ‘EigenArt’ etwas, das einen unerwartet aus dem derzeitigen Kontext herausreißt. Ursprünglich abgeleitet von einem ins Wasser springenden Gegenstand und dem von diesem Vorgang erzeugten Geräusch, hat es sich verselbständigt und ist jetzt auch im engeren Freundeskreis gebräuchlich. So viel zur Etymologie. Und was hat das jetzt mit Glasaugen zu tun?

Ganz einfach: Gestern nachmittag spielt Helene mit einem kleinen Stöckchen am Kai von Söderköping. Als es Zeit ist, nach dem Fortschritt beim Abendessen zu schauen, nehme ich Helene auf den Arm und gebe ihr noch ihren Spielgegenstand in die Hand. Wir gehen auf die ‘EigenArt’ zu, Helene macht eine schnelle Bewegung. “Firr”. Etwas zischt durch mein Blickfeld, das plötzlich unscharf wird. Freeze – der Moment, der sich ins Gedächtnis einbrennt. Diesmal seltsam scharf, trotz der visuellen Unschärfe: Meine Brille knapp über den brackig-braunen Wassern des Kanals. Im hohen Bogen davongeflogen. Ohne Zwischenlandung. Dann läuft der Film weiter, sogar mit Ton: “Platsch”. Ich sehe sie sogar trotz der Trübung (meiner Sehschärfe und des Wassers) noch untergehen und rufe: “Oh, nein, nicht die Brille!”

Lini bringt mir meine Reservebrille und das Bild wird wieder scharf. Im Bootszubehörladen direkt gegenüber unserem Liegeplatz frage ich, ob sie auch Kescher haben. Die freundliche Besitzerin schenkt mir einen Kinderkescher aus Bambus, den ich an unseren Bootshaken tape. Und dann geht die Fischerei los. Und das schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit! Ich habe es in den Wirren unserer Vorbereitungen nicht erwähnt, aber ich bin am heimischen Liegeplatz mit einem Pappkarton voller Proviant in die Warnow gefallen und habe mit Sportfreund Siggis Spezialgerät 6 Stunden lang nach 30 Frucht-Pamps-Gläsern etc. gesucht. Und zu unserem Glück zusätzlich die Abdeckung unserer Positionslampe herausgefischt, die ich 4 Wochen vorher verloren hatte!

Auf solch ein Erlebnis hoffe ich nun auch, denn eigentlich ist es total aussichtslos in dieser Pampe in ca. 3 Metern Tiefe eine federleichte Titanbrille zu finden. Aber man will es ja wenigstens probiert haben. Also lecker Kanalschlamm aufwühlen. Nach ein, zwei Stunden erfolgloser Versuche übernimmt Lini diese Aufgabe. Ich gehe mit Helene spielen. Eine halbe Stunde später: Aufgeregt läuft Lini auf uns zu, ruft lauthals lachend: “Es ist nicht Deine, es ist nicht Deine!” und lässt eine Brille in ihrer Hand schwingen. Gut, wir haben eine Brille gesucht und tatsächlich eine gefunden – mehr kann man ja nicht erwarten.

Wenn das Wetter und die Tu-Du-Liste (imperativ!) nicht gewesen wären, wir wären wohl heute morgen westwärts losgetuckert. Doch so hat Lini heute nachmittag noch einmal den Kescher zur Hand genommen. Und hat tatsächlich nach ca. einer Stunde meine Brille rausgefischt!!! Wir sind vom Glück verfolgt!

Ein Gedanke zu „Firr-Platsch

  1. Annegret Stolzenberg

    Hallo, ihr Glückskäfer!
    Mit viel Vergnügen und gelegentlichem Mitgefühl – z.B. heute – lesen wir eure Berichte. Und wenn mal nichts Neues kommt, sind wir ganz gespannt und gucken mehrmals am Tag nach, wenn es denn die Zeit zulässt. Denn wir vergnügen uns mit Ralf, Martina und Elena. Gestern waren wir paddeln von Hangelsberg bis Erkner – 27-28 km. Wir haben außer unseren Kräften nichts verloren, aber die Strecke ist so ohne Übung aus dem Stand ganz schön lang. So hatten wir heute alle etwas gewonnen – nämlich leichten Muskelkater. Das hält die 3 Bs aber nicht vom Vergnügen ab: sie fahren zur Kirmes und vorher einen Bademantel für Elena suchen. Bruno hat dem Rasen einen neuen Schnitt verpasst, und ich habe dafür gesorgt, dass man den Fußboden wieder ansehen kann. Dabei fanden sich auch Schätze, hatte doch Elenas Spielhündchen die Wollfadenleine verloren. Zum Glück brauchte ich keinen Kescher, der Staubsauger wollte sie gerade fressen, als ich sie schnappen konnte. Mal sehen, welche Leine jetzt bevorzugt wird – die alte oder die aus meinen Bastelschätzen.
    Bergers bleiben bis Sonntag. Wir fliegen von Donnerstag,den 14. bis Freitag, den 22. August nach Island. Dann sind wir bis Ende September mal zu Hause, haben aber Brunos 50. Klassentreffen zu organisieren, der Plan steht aber schon fest.
    Euch wünschen wir bei der nun doch geplanten Rundreise viel Glück, gutes Wetter und immer eine Handbreit Wasser rund um die Eigenart.
    Liebste Grüße
    AB

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