Ausbleibende Rauchzeichen

Nachdem wir uns selbst noch ein paar Tage Schonfrist gegönnt haben, marschiert unsere große Reise nun schnurstracks dem Ende entgegen. Denn wir haben heute im südlichen Tor zur ‘dänischen Südsee’ festgemacht – in Marstal auf Ærø mit seinem geschichtsträchtigen Hafen (und dem Ofen zum Kalkbrennen auf der Mauer). Hier warten wir nun auf das geeignete Wetter für den Absprung in Richtung Südosten. Für den morgigen Dienstag legt uns die Wettervorhersage mit Windgeschwindigkeiten um und bei 20 Knoten nämlich einen Hafentag nahe. Prinzipiell kommen dann ab Mittwoch zwei Routen in Frage: Via Rødbyhavn und Gedser oder über Fehmarn und Kühlungsborn. Wir werden sehen…

… und dann Rauchzeichen geben!

‘EigenArt’iger Duft?

Wir sind jetzt seit mehr als zwei Monaten unterwegs. Und die letzte Waschmaschine lief für uns in Sjötorp am Ende des Götakanals vor deutlich mehr als zwei Wochen. Das geben wir ja unumwunden zu. Aber das wir so doll riechen, hätten wir ja nicht gedacht. Da hat Lini gleich die Handwäsche gestartet…

Wir sind gestern trotz etlicher Stunden Kreuzen gegen zeitweise 6 Windstärken wohlbehalten zum Sonnenuntergang in Lyø eingetroffen. Da alle Boxen mit dem Bug in Richtung Wind belegt waren, hat deftiges Klatschen unter dem flachen Heck unsere letzte Nacht versüßt. Heute nachmittag konnten wir sehen, dass wir auch Stunden vorher keinen Platz mehr ohne Plätschern und mit Abendsonne hätten haben können (siehe Foto mit Wind von rechts und Sonne von links). Gegen Abend war der Hafen dann restlos voll. Ein Gutes hat das Ganze: Wenigstens bekommt man bei dem Gewusel nicht das Gefühl, der Sommer wäre unwiederbringlich vorbei (wie in Schweden bereits vor 2 Wochen!).

Der Vollständigkeit halber unsere 4-Wasch-Stopp-Strategie:

  1. Allinge
  2. Figeholm
  3. Söderköping
  4. Sjötorp

In Memoriam

Nach einiger Zeit der Trauer ist es Zeit für uns, den Verlust öffentlich zu machen: ‘Rosemarie’ ist von uns gegangen. Seit der glücklichen Zeit auf Hiddensee weilte sie bei uns. Zierte mit ihrer sanften Art unseren Heckkorb. Liess sich klaglos verstauen, zum Schutz vor dem Salzwasser. Erfreute unsere Gaumen mit ihren ätherischen Ölen. Wie blühte sie auf, als sie sich in ‘Karlsson’ verliebte – unsere dänische Dachpflanze von der Insel Christiansø.

Nun ist sie von uns gegangen. Auf Tiefe. Unvermittelt. Im Hafen von Göteborg. Zu Fall gebracht durch einen im Wind flatternden ‘Sifflappen’!  Wir sind ergriffen ob dieses Schicksals und gedenken ihrer in Stille. Von Beileidsbekundungen bitten wir deshalb Abstand zu nehmen.

Helene, Lini, Daniel, ‘EigenArt’ und ‘Karlsson’

Eine kalbende Insel…

… besuchen wir derzeit mit dem wunderbaren Årø. Denn diese Insel bekommt gerade Nachwuchs, der noch mit einer langen Nabelschnur verbunden ist – das ‘Kalv’. Auch wenn der Vergleich mittlerweile überstrapaziert wurde: Natürlich kommen uns sofort Hiddensee und seine Bessine in den Sinn, wenn die Ähnlichkeiten damit auch schon erschöpft sind.

Hier haben wir gestern Abend Abschied von der Crew der ‘Atacama‘ gefeiert. Fast einen Monat sind wir in ähnlichem Rhythmus wie Jan und Johanna durch Schweden und Dänemark gesegelt. Zuerst war es nur der Zufall, dann haben wir zumindest die nächsten Ziele unverbindlich mitgeteilt und schliesslich das abendliche Wiedertreffen richtig geplant. Schön war es, so unaufdringlich und unabhängig nebeneinander herzureisen, respektvoll die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszuloten und natürlich die Erlebnisse des langen Segelsommers auszutauschen. Danke dafür.

Nun scheint mit einem von den Azoren bis tief nach Sibirien reichenden Hoch ein Altweibersommer Einzug in Nordeuropa gehalten zu haben. Darauf hatten wir innerlich gehofft und doch zwischenzeitlich nicht mehr dran geglaubt. Vor uns liegt die sogenannte ‘dänische Südsee’ mit ihren zahllosen Inseln und Häfen. Das klingt irgendwie nicht nach so baldiger Rückkehr der ‘EigenArt’! Zumindest nicht in der von Årø kürzest möglichen Zeit von ca. 5 Tagen.

P.S.: Um die Wartezeit bis zu unserer Rückkehr zu verkürzen, gibt es unten noch etwas Neues zu lesen.

‘Lilly’ Bellt

Wir kennen zwar keinen Hund namens Lilly, aber bestimmt gibt es einen. Und der bzw. die bellt bestimmt. Denke ich mal. Ist ja naheliegend bei Hunden. Tun die schon mal. Habe ich gehört.

Ist aber auch unwichtig. Eigentlich wollte ich nur die bereits begonnene Auseinandersetzung mit der phonetischen Reproduktion dänischer Schriftsprache fortsetzen: Wir sind nämlich heute durch die engste Stelle des ‘Lille Belt’ – also des kleinen Belts – gesegelt. Und haben es geschafft, nach bestimmt 3 Stunden Segeln wieder in der gleichen Stadt festzumachen: Middelfart. Warum das so lange gedauert hat und was wir derweil erlebt haben, gibt es hier bestimmt bald zu lesen. Bis dahin seid versichert: Uns geht es blendend!

Zwischenhoch und Zwischentief

Nach der Rast auf Anholt, wollen wir nun die Sicherheit des dänischen Festlands erreichen. Das Zwischenhoch ist uns gnädig und ein leichter Nordwind verspricht zauberhaft ruhiges Segeln – mitten im Kattegat! Auf dem Wege zum Zielhafen Grenå müssen wir jedoch einen Schlenker machen: Europas drittgrößter Offshore-Windpark mit über 100 Mühlen steht im Weg. Aus unserem Kartenmaterial geht hervor, dass das Gebiet gesperrt ist. Glücklicherweise hält sich der Umweg sehr in Grenzen. Aber Lini ist sich unsicher, wie viel Abstand sie halten soll. Denn die eingezeichneten Tonnen sind nicht auszumachen. Als wir das erste Rad in Luv haben, wird die Frage für uns eindeutig beantwortet mit: Deutlich mehr! Denn der Wind lässt derartig stark nach, dass wir überrascht sind. Ein wenig weiter weg ist der Effekt immer noch zu spüren, lässt uns aber nicht mehr regelrecht parken. Von ‚Shalom‘ hören wir später, dass mittlerweile nach der Vollendung der Anlage das Durchfahren erlaubt ist. Aber ihre Windsteuerung hat während der Passage vollkommen verrückt gespielt. Weiterlesen

Zwischendurch mal ‘Anholten’…

Von Donsö sehen wir auch an diesem Tag nichts, sei schon vorweg verraten. Obwohl uns Helene reichlich vor der Zeit weckt. Gegen halb sechs fegt noch immer der Wind über die Schären hinweg und singt ein Lied vom letzten Hafentag in Schweden. Doch ‚Knöpfchen‘ schlummert bei uns im Vorschiff wider Erwarten noch einmal weg. So beginnt der Tag erst um halb neun – und der Wind hat mittlerweile nachgelassen. Ich präsentiere prompt den Plan, schnell loszubinden und Kurs Anholt zu nehmen – immerhin rund 60 Seemeilen, übersetzt mindestens 10 Stunden. Denn für die nächsten Tage ist relativ schwacher Wind prognostiziert, der weite Schläge im Spätsommer fast unmöglich macht. Und langsam die schwedische Westküste runterzuhüpfen, dafür ist der Sommer erst recht zu fortgeschritten. Heute dagegen lautet die Vorhersage des DWD (eingeholt bei einem Stegnachbarn): Kattegat 5-6 Bft. abnehmend 3-4 Bft., West bis Südwest norddrehend, Welle 2m abnehmend 1m! Annehmbare Bedingungen für die ‚EigenArt‘.

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Auf dem Absprung

Hafenfäule beginnt bei uns spätestens am dritten Tag einzusetzen – sogar in unserem zweiten Zuhause Kloster auf Hiddensee war das so. Göteborg kann da trotz angenehmen Hafentagen nichts dran ändern. Und nach so langer Zeit in der Einöde wieder in einer Großstadt zu sein, ist schon ein merkwürdiges Gefühl – es lässt an das Törnende denken.  Jedenfalls haben wir am Donnerstag mit Helene im Tragetuch einen ausgedehnten Stadtbummel gemacht – ohne Kamera. Wir sind ja keine Städtetouristen! Der Seemann entfernt sich instinktiv auch in der Stadt nicht zu weit vom Wasser! Also sind wir entlang der Kanäle bzw. Wallgräben gewandert. Besonders gefallen hat uns das Stadtviertel Haga, das kleine Boutiquen, Cafés und ausgefallene Läden beherbergt. In einem indischen Restaurant haben wir gut und günstig zu Nachmittag gegessen – unbestreitbarer Vorteil einer Großstadt. Helene hat bei dieser Gelegenheit ihre Leidenschaft für Kichererbsen entdeckt. Von einer hochgelegenen ehemaligen Festung aus haben wir dann den Blick über die Stadt schweifen lassen. Auffällig ist das städtische Pendant zur Schärenlandschaft: Hier und da ragen einige Häuser oder gar ein Strassenzug steil aus der Umgebung heraus, da sie auf einem großen Granitbrocken errichtet wurden. Es gibt viele schön anzusehende ältere Häuser, wobei das Stadtbild insgesamt recht heterogen wirkt. Auf dem Spielplatz am Fuss des Festungsbergs hat Helene die Rutsche blank gewienert wie eine Große: Selbständig die Treppe wieder herausklettern!

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Ursprung von ‘Der Öckerschwein’ geklärt

Göteborg. Ein lange währendes Rätsel der Menschheit ist endlich aufgeklärt. Helene Stolzenberg, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung von ‘der Öckerschwein’ (DGzEÖS): “Es ist eine Sensation. Wir selbst sind überrascht, nun endlich Gewissheit zu haben. Die Herkunft von ‘der Öckerschwein’ ist aufgeklärt. Überwältigend.” Auf einer Pressekonferenz im Konferenzzentrum ‘EigenArt’ im Gästehafen von Göteborg stellte die DGzEÖS neueste Ergebnisse vor. Demnach stammt ‘der Öckerschwein’ von der schwedischen Insel ‘Öckerö’, im westlichen Schärengarten in der Nähe von Göteborg. Gewisse Ähnlichkeiten sind sogar in der Topologie der Insel zu erkennen, wertet die DGzEÖS die Indizien. “Nun ergeben sich natürlich spannende Anschlussfragen für die DGzEÖS. Vor allem: Wie kam ‘der Öckerschwein’ nach Mecklenburg?” so Helene Stolzenberg in Göteborg.

P.S.: Dieser Artikel erschliesst sich wahrscheinlich nur dem engeren Familienkreis Wißmann/Anders. Abgesehen davon: Wir haben am Mittwoch mit Göteborg den Endpunkt unserer Binnenstrecke erreicht. Jetzt warten wir auf den richtigen Augenblick für das berüchtigte Kattegat…

Ein Troll hätte…

… sicher länger gebraucht. Nach nur drei Tagen haben wir den Vänernsee und schon einen Teil des Trolhätte-Kanals hinter uns. Es treibt uns jetzt schnell nach Süden, denn ein durchziehendes Tief macht uns mit Regen und Kälte zu schaffen. Aber uns geht es ansonsten gut. Zur Hebung der Moral essen wir gerade in einem Bistro, dann geht es weiter zu den Schleusen – drei Generationen dieser Bauwerke nebeneinander.