Letzte Hürden – April 2010

Ab jetzt sind wir nicht mehr unbeteiligte Zuschauer. Willkommen im Club: Wir haben die ‘EigenArt’ gekauft. “Segelfertig!” klingen mir Heikos Worte noch verheißungsvoll in den Ohren. Und Recht hat er – bis auf eine Kleinigkeit: Antifouling muss nach den Jahren an Land natürlich aufgefrischt werden. “Achja Heiko, wie läuft das Slippen hier eigentlich? Mit dem Kran?” “Kran? Wie soll der hier unter`s Dach passen? Das läuft hier anders. Wirst Du sehen. Ich sag immer: Wenn Du nach zehn Jahren keinen Finger verloren hast, bekommst Du das ‘Eisenbahner-Verdienstkreuz am Band’ verliehen!” Na denn mal Prost…

Zeitsprung. Mein Kampf mit dem ‘VC 17 m extra’ (Antifouling) ist unentschieden ausgegangen. Warum kein Sieg auf ganzer Linie? Na, weil von der einen Komponente noch was da war, von der anderen aber nicht. Kann ja keiner wissen, dass Pulver so schlecht gewichtsmäßig zu dosieren ist! Berühmte letzte Worte: “Ist ja nur ein bisschen Bewuchs. So schlimm wird`s schon nicht werden…”

Ein paar Tage später, das Telefon klingelt: “Hallo Daniel, hier ist Heiko. Ich wollte Dich nur informieren, bevor Du in den Schuppen kommst und vor Schock umfällst…” Kurze Pause. “Wieso, ist meine Giftfarbe wieder runtergekommen?” versuche ich es mit Galgenhumor. “Nee, du hast einen fast meterlangen Kratzer am Boot. Von einem Slipwagen. Und jetzt halt Dich fest… Fahrerflucht!!!” “Nee, echt jetzt?” “Yo.” “Im Bootsschuppen?” “Jepp!”

Ende der Woche sind wir an der Reihe mit Slippen. Okay, im Stenostil: Querschienen schleppen, Slipwagen neben`s Boot schieben, Schienen quer legen, Slipwagen hinten mit Winden hochkurbeln, Räder hinten von längs auf quer umsetzen, runterkurbeln, vorne hochkurbeln, Räder vorne umsetzen, runterkurbeln, seitliche Rungen abbauen, Pallholz unter Kiel entfernen, Slipwagen unterschieben, seitliche Rungen anbauen, hinten hochkurbeln, hinteren Bock entfernen, hinten runter und vorne hoch, vorderen Bock entfernen, vorne runter, Slipwagen mit Boot über die Mittelgleise schieben, vorne hoch, Räder vorne wieder auf längs umsetzen, vorne runter, hinten hoch, Räder umsetzen, hinten runter, Querschienen entfernen. Fertig! Wichtig: Zwischendurch die diversen Sicherungen nicht vergessen! Und das machen die bei uns im Verein mit tonnenschweren Schiffen. Ich als ossimilierter Wessi sage dazu nur: Hut ab!

Denn geht es aus dem Schuppen auf die schon erwähnte Verschiebebühne und damit rüber auf die Slipbahn. Dort mit einer Seilwinde gesichert langsam ins nasse Element. Den Motor starten und rückwärts zwischen den Rungen aus dem Slipwagen fahren. Sagt die Theorie. Ärgerlich nur wenn der vor nicht mal drei Stunden ausprobierte Aussenborder partout nicht anspringen will. Immerhin muss das GFK nicht erst dicht quellen. Also haben wir Zeit, dem Motor in Ruhe einen Bypass zu legen. Unter Umgehung sämtlicher Kraftstofffilter startet er dann und wir tuckern auf den zugewiesenen Liegeplatz. Geschafft. Ich habe noch immer 10 Finger.